Nachruf Ehrenchorleiter Walter Niederländer

Nach schwerer Krankheit verstarb am 22. Juni unser langjähriger Chorleiter und seit unserem Jubiläumsjahr „150 Jahre Chorgesang in Ommersheim“ auch Ehrenchorleiter Walter Niederländer im Alter von 80 Jahren. Von 1971 bis zu seinem freiwilligen Ausscheiden 1996 hat der Verstorbene die Entwicklung des gemischten Chores der Chorgemeinschaft sowie auch die des gesamten Vereins wie kaum ein anderer nachhaltig geprägt. Beim Herbstkonzert am 28. November 1971 übernahm er aus den Händen des Ehrendirigenten der Chorgemeinschaft Hans Woll den Taktstock und die Chorleitung. Mit Walter Niederländer begann eine 25-jährige Zeit musikalischen Schaffens auf einem sehr hohen und anspruchsvollen Niveau. Auf Betreiben des Verstorbenen wurde anlässlich des Jubiläumsfestes 1975 eigens ein Jugendchor gegründet, den er auch über zehn Jahre engagiert und kompetent leitete. Walter sprühte Zeit seines musikalischen Wirkens immer vor Ideen und neuen Projekten. Unvergessene Höhepunkte unter seiner ruhmreichen Ägide waren die Teilnahme am 17. Chorfest des Deutschen Sängerbundes 1976 in Berlin, zahlreiche anspruchsvolle Konzerte mit namhaften Chören im In- und Ausland, Besuche bei einem befreundeten Eisenbahner-Chor in Lausanne in der Schweiz, eine bis zum heutigen Tag unvergessene einwöchige Konzertreise in die Toscana im Oktober 1987 mit der Aufführung der eigens zu diesem Anlass einstudierten lateinischen Messe von Peter Cornelius im Dom zu Lucca, mehrere Rundfunkaufnahmen, diverse Live-Sendungen, die erneute Teilnahme am Bundes-Chorfest des DSB 1992 in Köln, eine ereignis- und erlebnisreiche Fahrt zu den Sangesfreunden in Sachsen im Jahre 1994 und zahlreiche weitere unvergessene gesanglich-musikalische Ereignisse. Ohne große Mühe ließe sich diese Aufzählung noch um ein Vielfaches ergänzen. Die unzähligen Konzertauftritte, viele davon als erstklassige Kirchenkonzerte, sind Maßstab der überaus erfolgreichen Arbeit Walter Niederländers mit unserer Chorgemeinschaft. Als wir ihm bei seinem Abschiedskonzert am 16. März 1997 wohl oder übel musikalisch-gesanglich Lebewohl sagen mussten, empfanden nicht wenige seinen Weggang als schmerzhaften Einschnitt in der Vereinsgeschichte und nur schwerlich zu kompensierenden Verlust. Umso mehr kann es uns alle mit Stolz erfüllen, dass er bis zu seinem nun doch plötzlichen Tod unserem Verein über all die vielen Jahre die Treue gehalten hat. Als er im Rahmen unserer Jubiläums-Matinee am 12. Dezember 2010 zum Ehrenchorleiter der Chorgemeinschaft ernannt wurde, wählte der damalige Laudator unter anderem folgende Worte: „Es ist sicherlich alles andere als einfach, die geeigneten Worte zu finden, die einem Vollblut-Dirigenten vom Schlage eines Walter Niederländer gerecht werden. Für mich ist er ein omnipräsentes Alpha-Tier des Chorgesangs und im besten Wortsinne ein Chorleiter von altem Schrot und Korn, wie sie sicherlich nicht an jeder Ecke anzutreffen sind.“ Auch über seinen Tod hinaus sind wir Walter Niederländer zu unendlichem Dank verpflichtet und es soll uns Wunsch und zugleich auch Verpflichtung sein, ihm, solange dieser Verein besteht, ein ehrendes und immer dankbares Andenken zu bewahren. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Witwe Christel Rosso-Niederländer sowie seinen Kindern Heidi, Petra, Klaus und Volker mit ihren Familien.

Zur Erinnerung

Ernennung von Walter Niederländer zum Ehrenchorleiter

Am 12. Dezember 2010 im Rahmen der Jubiläumsmatinee „150 Jahre Chorgesang in Ommersheim“

Liebe Gäste unserer Jubiläums-Matinee,

wenn in den 70er, 80er und 90er-Jahren von der Chorgemeinschaft Ommersheim die Rede war, dann kam man auch zwangsläufig auf ihren Dirigenten zu sprechen. Gerade einmalmal 28 Jahre alt hat Walter Niederländer im Herbst 1971 die Chorgemeinschaft Ommersheim von seinem bis heute ebenfalls unvergessenen Vorgänger Hans Woll übernommen und den Dirigentenstock erst nach über 25 überaus erfolgreichen Jahren freiwillig wieder aus der Hand gegeben.

Lieber Walter, die Vorstandschaft unseres Vereins hat sich in einer ihrer zahlreichen Sitzungen im Jubiläumsjahr einstimmig dafür ausgesprochen, dir aufgrund deiner Verdienste um den Chorgesang in Ommersheim den Titel eines Ehrenchorleiters zu verleihen. Das man so etwas nicht schriftlich macht und eine entsprechende Urkunde womöglich noch mit der Billigpost SAARRIVA nach Ormesheim an den Heerberg schickt, versteht sich von selbst.

Wem, wenn nicht Dir, als studiertem Altphilologen, würde eine angemessene Laudatio, die im Grundtenor nur ein „Summa cum Laude“ zum Ausdruck bringen kann, zustehen? Nachdem dies einmal feststand, stellte sich unweigerlich die Frage aller Fragen:

Wer macht’s?

Meine Kollegin und mein Kollege im Amt des 1. Vorsitzenden zeigten sich nicht eben sonderlich geneigt und hatten jeweils gute Ausreden parat. Frei nach der Devise von Wilhem Busch:

„Wer Arbeit kennt und sich nicht drückt – der ist verrückt“

ist dein Berufskollege Markus Wenzel schon desöfteren – und so auch dies Mal – recht gut gefahren und die geschätzte Debbie wollte sich eh nur auf das Wesentliche beschränken, indem sie in ihrer unverwechselbaren Art verlauten ließ:

Ganz zum Schluss ginn ich die Kuss!

Nach dem Motto:

Wenn sich zwei erfolgreich drücken,

so soll’s dem Dritten doch wohl glücken

werde ich also diesen Part heute Morgen übernehmen. Ich tue dies sehr gerne und in der sicheren Erkenntnis, dass meine bescheidene Sangeskarriere ohne dein aktives Zutun wohl nie zustande gekommen wäre.

Von daher ist diese Laudatio sicherlich auch ein bisschen von persönlichen Erlebnissen geprägt.

Sie meine Damen und Herren werden sich sicherlich zu Recht fragen:

Wenn sich Walter Niederländer bereits vor über 13 Jahren bei der Chorgemeinschaft zurückgezogen hat, warum hat man ihm dann diese ehrenhafte Auszeichnung nicht schon längst angetragen? Als er 1996 freiwillig den Rückzug antrat, schien er uns im zarten Alter von 53 Jahren noch ein bisschen jung für diese Ehre, bringt sie doch auch unweigerlich zum Ausdruck, dass man zwar vielleicht nicht gerade alt, so aber doch ein gutes Stück älter geworden ist. Nun da er schon ein paar Mal Opa ist, schien uns die Zeit reif, ihn auch feierlich und hoch-offiziell zum „Gesangs-Großvater“ zu ernennen. Und welcher Anlass wäre hierfür besser geeignet als eine Jubiläums-Matinee wie diese?

Zurück nun zu den bereits angesprochenen persönlichen Erlebnissen:

anders als mein seliger Vater „Amme Hermann“, der meine ersten zarten Gehversuche auf dem Felde der chorischen Gebrauchsmusik in der heimischen Badewanne mit den nicht eben aufbauenden Worten „Du spielscht besser Handball!“ abtat, hast du mich in deiner Funktion als sehr engagierter und umtriebiger Musikpädagoge am Leibniz-Gymnasium in St. Ingbert über Schulorchester und -Chor an den Chorgesang herangeführt. Was einem damals schon die ungeteilte Wertschätzung seiner neidischen Klassenkameraden sicherte und noch wesentlich „cooler“ war als auf dem schuleigenen Knaben-Abort verbotenerweise eine Zigarette zu rauchen, war die Tatsache, dass man nach Ende des Unterrichts mit seinem Lehrer „per Du“ war! Auch sind mir viele ausgedehnte Umtrünke noch erfolgreich absolvierten Schul-Konzerten bis heute in lebhafter Erinnerung geblieben. Vielleicht erinnerst du dich noch an die lange und alkohol-geschwängerte Nacht im Party-Keller deines leider so früh verstorbenen Lehrerkollegen Artur Klimbingat. Als du mich so kurz nach sechs Uhr morgens vor meinem elterlichen Anwesen abgesetzt hattest, hatte meine stets besorgte Mutter Friedchen bei der Polizeidienststelle in St. Ingbert bereits eine Vermisstenmeldung aufgegeben.

Als mir dann meine Handballkollegen Mitte der 90ger Jahre unmissverständlich zu verstehen gaben „Fa dich werds Zeit, du gehscht jetzt besser singe“, und ich mich im Sommer 1994 endlich dazu durchrang, in der Chorgemeinschaft auch als aktiver Sänger tätig zu werden, sollte unsere Zusammenarbeit – sehr zu meinem Leidwesen übrigens – nur noch gute zwei Jahre währen. Von daher müsste ich dir aber auch zumindest ein bisschen die „Knochen verfluchen“, denn ohne deine beherzte Beteiligung wäre ich weder aktiver Sänger, geschweige denn Vorsitzender in diesem Verein, und wäre somit auch nicht in der nicht ganz einfachen Lage, eine Laudatio für einen Neo-Ehrenchorleiter halten zu müssen! Es ist sicherlich alles andere als einfach, die geeigneten Worte zu finden, die einem Vollblut-Dirigenten vom Schlage eines Walter Niederländer gerecht werden. Für mich ist er ein omnipräsentes Alpha-Tier des Chorgesangs und im besten Wortsinne ein Chorleiter von altem Schrot und Korn, wie sie sicherlich nicht an jeder Ecke anzutreffen sind.

In seinen ersten zehn Jahren bei der Chorgemeinschaft ist ihm auch, wie ich aus der Saarbrücker Zeitung vom 5. Januar zitieren darf, ein nicht ganz alltäglicher Rekord geglückt: „Walter Niederländer ist zu einem Vorbild für alle Aktiven geworden, denn in den zehn Jahren seines bisherigen Wirkens hat er keine einzige Probe versäumt“ (Zitatende).

Sie, verehrte Frau Hurth, als Verbandspräsidentin dürfen heute auch mit Fug und Recht stolz sein auf Ihren stellvertretenden Verbandschorleiter.

Gerade in deiner Zeit hier bei uns in Ommersheim, lieber Walter, hast du sehr viel auf den Weg gebracht. Du hast nicht nur in vorbildlicher und kaum nachzuahmender Weise über 25 Jahre lang den gemischten Chor geleitet, sondern du warst auch Initiator und unangefochtener Leiter zahlreicher Sonderchöre wie Frauenchor, Jugendchor und Männer-Fastnachtschor, um nur einige zu nennen. Unvergessen auch deine vielen musikalischen Ideen, mit denen du die jährlichen närrischen Singstunden immer zu einzigartigen Erlebnissen hast werden lassen. Die letzten großen Sängerfeste, die die Chorgemeinschaft in den Jahren 1975 und 1985 gefeiert hat, waren beide von deiner musikalischen Schaffenskraft geprägt. Begonnen hat seinerzeit alles mit einem auf den 1. Advent verschobenen „Herbstkonzert“ am 28. November 1971 und wenn ich in Albert Klees Privatchronik richtig recherchiert habe, dann war „Zigeunerleben“ von Schumann der erste Titel, bei dem du die Chorgemeinschaft dirigiert hast. Geschlossen hat sich der Kreis bei deinem Abschiedskonzert am 16. März 1997, wo Du mit „Nun hört, Ihr Herrn, ein neus Gedicht“ offiziell letztmalig bei uns den Taktstock geführt hast. Deinem Nachfolger im Doktorenstand war ja leider keine allzu lange Zeit bei der Chorgemeinschaft beschieden. Nach seiner eher unfreiwilligen Demission knappe zwei Jahre nach seinem Amtsantritt, tat er in seinem Abschiedsbrief mit großem Lamento kund, in Ommersheim die Nachfolge eines wahren Denkmals angetreten zu haben.

Nun war Herr Haupenthal sicherlich auch ein guter Mensch, Mann und Musiker. Allerdings konnte er es zeit seines Wirkens hier in Ommersheim nie so recht unter Beweis stellen, da er stets und ständig von seiner alles dominierenden Gattin ferngesteuert wurde.

Solche Probleme, lieber Walter, sind dir meiner Einschätzung nach völlig unbekannt. Sicherlich auch im Namen aller Sängerinnen und Sänger möchte ich den Wunsch aussprechen, dass du uns auch im herausgehobenen Stande eines Ehrenchorleiters noch recht lange als Feuerwehrchorleiter zur Verfügung stehen wirst, das heißt wie immer in den Jahren nach deiner freiwilligen Abdankung dann zur Stelle bist, wenn’s wieder mal brennt.

Ich beglückwünsche dich sehr herzlich dich zu dieser heutigen Auszeichnung und bin auch ein bisschen stolz darauf, dass ich derjenige war, der sie verleihen durfte.

Hinter vorgehaltener Hand möchte ich dir auch noch zuflüstern, dass ich am Zustandekommen dieser heutigen Ehrung nicht ganz unbeteiligt war.

Mit keinem geringeren als Johann Wolfgang von Goethe möchte ich meine Ausführungen schließen:

„Der Worte sind genug gewechselt, nun lasst uns endlich Taten sehn,

indess ihr Komplimente drechselt, kann etwas Nützliches geschen!“

Den Blick auf den weiteren Verlauf des Nachmittages gerichtet, möchte ich Dir als altem Lateiner noch zurufen:

„Gaudeamus igitur juvenes dum sumus!“

In diesem Sinne: „Ergo bibamus!“

In freier deutscher Übersetzung könnte man es vielleicht wie folgt wiedergeben:

Im Himmel, da gibt’s kein Bier

Drum trinken wir es hier!

Lieber Walter,

in dem ich meine beiden Vorstandskollegen nachhaltig ersuche, sich für die bevorstehende Auszeichnung parat zu halten, darf ich dich hier zu uns nach vorne bitten, um neben den vielen salbungsvollen Worten auch etwas Handfestes in Empfang nehmen zu können!

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