2. Mai 2020

Abend wird es wieder

Mit Beginn der 19. Kalenderwoche sind wir an diesem Montag in die 8. Woche der Corona-Maßnahmen eingetreten. Alle Welt spricht mittlerweile von Lockerungen und unsereiner fragt sich unter anderem: Wann können wir endlich wieder gemeinsam singen gehen? Wann ist die einsam machende Arbeit im ‚Homeoffice‘ zu Ende? Wann darf ich meine Enkelkinder wiedersehen und umarmen? Wann gehen Schüler und Lehrer wieder in die Schule und überlassen das ‚Home Schooling‘ und ‚Social Distancing‘ – als gäbe es hierfür keine deutschen Begriffe! – den Angelsachsen und Amerikanern? Wann kann man in seiner Stammkneipe am Abend endlich wieder mal gepflegt ein Bier trinken? Und so weiter und so fort. Fragen über Fragen und bis dato kaum verlässliche Antworten. Trotz Corona kann man sich Gott-sei-Dank aber darauf verlassen, dass es – aller Ein- und Beschränkungen zum Trotz – täglich und allabendlich „wieder Abend wird“. Und das schöne Volkslied „Abend wird es wieder“ soll euch heute vorgestellt werden. Der Text zu diesem Lied stammt aus der Feder von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, den der gebildete Zeitgenosse auch mit dem Text der deutschen Nationalhymne in Verbindung bringt. Der gelernte Bibliothekar und Professor für deutsche Sprache und Literatur an der Universität zu Breslau beschäftigte sich seit den 1820er Jahren sehr intensiv mit dem Sammeln und Archivieren von Volksliedern. Parallel dazu entstanden eigene volksliedhafte Gedichte und Liebeslyrik. Weniger bekannt dürfte allerdings sein, dass er auch der Verfasser so bekannter Kinderlieder wie „Alle Vögel sind schon da“, „Kuckuck, Kuckuck, ruft aus dem Wald“ und „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ war. Das Lied „Abend wird es wieder“ stammt aus dem Jahr 1837, und Hoffmann von Fallersleben bezeichnet den Text als einen der wenigen mit dem er sich während einer großen Sinn- und Lebenskrise stets selbst verlässlich trösten und aufrichten konnte.

1. Abend wird es wieder, über Wald und Feld
säuselt Frieden nieder, und es ruht die Welt.

2. Nur der Bach ergießet sich am Felsen dort,
und er braust und fließet immer, immer fort.

3. Und kein Abend bringet Frieden ihm und Ruh;
keine Glocke klinget ihm ein Rastlied zu.

4. So in deinem Streben bist, mein Herz, auch du:
Gott nur kann dir geben wahre Abendruh.

Wenn auch ihr euch mit diesem schönen Text und der ebenso schönen Melodie ein bisschen aufmuntern und trösten wollt, dann könnt ihr die dritte Strophe getrost umschreiben, denn euch klingen jeden Abend verlässlich und pünktlich um 19.30 Uhr die weithin vernehmbaren Kirchenglocken. Übrigens sollte dieser Text zumindest den Sängerinnen und Sängern des gemischten Chores nicht gänzlich unbekannt sein, haben wir dieses schöne Lied doch – obwohl es kein Kirchenlied im eigentlichen Sinne ist – anlässlich einer Messe für die Lebenden und Verstorbenen der Chorgemeinschaft vor einigen Jahren bereits – wenn auch nur zur Freude einer äußerst überschaubaren Kirchgängerschar – in unserem Gotteshaus erklingen lassen. Und noch eines zum Schluss: mit den zusätzlichen Informationen zum Text-Verfasser dieser eingängigen Melodei soll kein redundantes Halb-Wissen vermittelt werden, sondern es soll euch vielmehr in die komfortable Lage versetzen, bei „Wer wird Millionär“ mit Günther Jauch auf der heimischen Couch dermaleinst die nächste Gewinnstufe zu erreichen!